Interview mit dem
Förster Herrn Anton Preischl
Eine Gruppe unserer Lupe-Redaktion der 4. Klasse führte folgendes
Fachgespräch mit Herrn Preischl, einem Förster in der Gemeinde Rieden...
Herr Preischl, warum sind Sie Förster geworden?
Eine
wichtige Rolle bei dieser Entscheidung hat bestimmt wenn auch unbewusst die
Tatsache gespielt, das meine Mutter am Forstamt angestellt war. Dadurch bekam ich schon
als Kind einen Bezug zu diesem Beruf. Irgendwann ist dann die Entscheidung wohl doch
aus dem hohlen Bauch heraus gefallen. Mittlerweile weiß ich, dass die Arbeit mit und in der Natur schon die richtige
für mich ist.
Wie wird man eigentlich Förster?
Für den
Forstberuf braucht man ein Ingenieurstudium im Fach Forstwirtschaft, zum Beispiel an der
Fachhochschule Weihenstephan in Freising. Voraussetzung als Schulabschluss für ein
solches Studium ist entweder Fachabitur oder Abitur.
Wie lange dauert dann diese Ausbildung?
Das
Studium dauert mindestens 8 Semester also 4 Jahre. Wenn man Förster bei der Bayerischen
Staatsforstverwaltung werden will, muss man anschließend noch eineinhalb Jahre
Vorbereitungsdienst mit Anstellungsprüfung absolvieren.
Welche Aufgaben hat ein Förster?
Die
Aufgaben des Försters sind so vielfältig, dass es schwer fällt, sie alle aufzuzählen.
Der Förster organisiert und lenkt alle Waldarbeiten, angefangen von der Pflanzung von
Mischbaumarten über den Waldwegebau bis zum Einschlag und der Verwertung des
nachwachsenden Rohstoffes Holz. Er trägt Verantwortung dafür, dass dem Wald kein Schaden
zugefügt wird, das heißt, dass der Wald seine vielen positiven Auswirkungen auf unser
Leben wie z.B. Luftreinhaltung, Sauerstoffproduktion und Trinkwasserbildung auch in
Zukunft erfüllen kann. Er sorgt dafür, dass aus dem Wald nicht mehr Holz entnommen wird,
als im Laufe der Jahrzehnte stetig nachwächst. Um den Verbiss an den kleinen Waldbäumen,
v.a. an den Laubholzpflanzen nicht zu hoch werden zu lassen, muss der Förster das Rehwild
und das Rotwild bejagen. Förster werben über die Medien und bei öffentlichen
Veranstaltungen und Führungen für die Belange des Waldes, um diese unserer Gesellschaft
nahe zu bringen. Der Förster berät die Privatwaldbesitzer, hat Besprechungen mit
Bürgermeistern, Politikern und anderen Behörden. Und, und, und ...
Was muss ein Förster im Wald dabei haben?
Auf jeden
Fall passende Kleidung nach dem Motto: Es
gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung! Ansonsten hängt das von der
Arbeit ab, die er erledigen will dies kann, wie gesagt, sehr unterschiedlich sein.Optimal
wären Laptop und Handy, damit lässt sich
vieles gleich draußen erledigen, was
ansonsten oft den Feierabend am Schreibtisch kostet. Auch die Spraydose zur Markierung der
Bäume, die im Rahmen der Durchforstung umgeschnitten und genutzt werden, ist ein
häufiger Begleiter des Försters im Wald. Zudem sind Wirtschaftskarten, eine Art
Landkarten in denen der Wald in seinen unterschiedlich alten Beständen aufgezeichnet ist,
immer dabei. Diese sind nämlich für die Planung und Organisation vieler Arbeiten recht
hilfreich. Ähnlich verhält es sich mit unseren Standortskarten, die zeigen, für welche
Baumart der jeweilige Boden geeignet oder weniger geeignet ist. Zur genauen Orientierung,
zum Auffinden der Besitzgrenzen oder beim Einfluchten von Rückegassen hilft der Kompass.
Für die Jagd natürlich: Gewehr und Fernglas, Messer und Taschenlampe.
Was macht ein Förster mit der Schule?
Wir
Förster haben in diesem Zusammenhang hoffentlich dazugelernt. Wir bieten
Wanderungen und Waldjugendspiele an, bei denen nicht Wissen eingetrichtert
werden soll, sondern Erlebnis und Spiel, Freude und Spaß im Vordergrund stehen. Wichtig
ist uns dabei, dass die Kinder den Wald in guter Erinnerung behalten. Weil die
Anfragen der Schulen immer mehr werden, die Förster dagegen bedingt durch
Stellenabbau - immer weniger, sind uns
Grenzen gesetzt. In erster Linie soll jede 4.Klasse einmal die Möglichkeit haben, mit dem
Förster im Wald zu sein.
Hat ein Förster auch Aufgaben außerhalb des Waldes?
Die hat er
sehr wohl. Fast die Hälfte der Arbeit des Försters findet am Schreibtisch statt. Die
Büroarbeit ist eigentlich viel mehr als man es vom Forstberuf erwartet oder erhofft. Wie schon gesagt fallen
auch viele Besprechungen mit Vorgesetzten und Kollegen, mit Behörden und Ämtern, die
mehr oder weniger mit dem Wald zu tun haben, an.
Welche Mitarbeiter hat ein Förster?
Ein
Förster an einem staatlichen Forstamt hat Kollegen im Forstamtsbüro, die einen Teil der
Verwaltungs- und Büroarbeiten erledigen. Er hat einen Forstamtleiter als Chef und er hat
normalerweise mehrere Waldfacharbeiter, die die Arbeiten im Wald ausführen. Das wären
zum Beispiel die Holzernte, die Pflanzung und die Pflege der Jungbestände. Mittlerweile
setzt der Förster auch regelmäßig private Forstunternehmer
als Mitarbeiter ein.
Welche Tiere leben im Wald?
Im Wald
leben so viele Tiere, dass man sie unmöglich alle aufzählen kann. Zuerst denkt man
natürlich an die größeren Tiere wie Reh, Wildschein, Hirsch, Hase, Eichhörnchen, Fuchs
und Marder. Aber auch eine große Anzahl Sing- und Greifvögel sind im Wald zuhause. Im
Boden leben eine Vielzahl von Mäusearten, Käfern und Würmern. Man kann sie nicht
zählen...
Muss ein Förster diese Tiere auch schießen?
Ein
Förster muss auf die Jagd gehen und Tiere schießen. Und zwar solche Wildarten, die im
Wald Schaden anrichten würden, wenn sie dort zu zahlreich vorkommen. Beispiel: Wenn zu
viele Rehe im
Wald sind, verbeißen sie zu viele junge Bäume, v.a. Mischwaldpflanzen und schaden
ihnen dadurch. Im Urwald, also zu früheren Zeiten, wurden die Rehe von Bären, Wölfen
und Luchsen erlegt. Da diese sogenannten
Räuber aber bei uns ausgestorben sind, müssen deren Aufgabe nun die Jäger und Förster
erfüllen.
Wie alt kann ein
Baum werden?
Das hängt
von der Baumart ab. Es gibt Baumarten, die werden nur 60 bis 80 Jahre alt, wie
zum Beispiel die Birken. Es gibt aber auch Baumarten, die können 600, 800 oder gar 1000
Jahre alt werden, z.B. Eichen und Linden. Im
Wirtschaftswald werden Bäume in der Regel nach 100 bis 200 Jahren, Eichen im Alter von
300 Jahren gefällt.
Was wird mit den gefällten Bäumen gemacht?
Diese
werden mit Hilfe von Rückeschleppern und Holztransport-LKWs zum Sägewerk gebracht, dort
eingeschnitten und zu Bauholz, also Brettern, Latten und Balken, oder zu Möbelholz
verarbeitet. Die Bäume, die dafür zu krumm oder zu dünn sind, werden zu Spanplatten
oder zu Brennholz gemacht.
Woran merkt man,
ob ein Baum krank ist?
Ich nehme
an, das sich eure Frage auf das Waldsterben bezieht. Wenn man diese Symptome erkennen
will, muss man den Baum über längere Zeit beobachten. Man kann dann feststellen, dass er
starke Laub- bzw. Nadelverluste erleidet oder eine sehr lichte Krone hat. Für
verschiedene Krankheiten gibt es sichtbare Anzeichen, wie z.B. gelbe Nadelverfärbung bei
Mangel an bestimmten Nährstoffen oder eine Verdickung im untersten Stammbereich bei
Rotfäulebefall der Fichte.
Wer oder was schadet dem Wald?
Wenn, dann
meistens der Mensch. Zum Beispiel durch die Luftverschmutzung, die zur Zerstörung der
Waldböden und langfristig zur Vergiftung unseres Trinkwassers führen wird. Ursache
hierfür ist u.a. der viele Straßenverkehr. Auch durch den Straßenbau und andere
Baumaßnahmen wird der Lebensraum Wald oft zerschnitten und zerstört. Zudem schädigen
auch die wilden Müllablagerungen den Wald.
Herr Preischl, vielen Dank für dieses informative Interview.